Don´t call it  “bamboo”

Don´t call it “bamboo”

Was es mit Viskose aus Bambusfasern auf sich hat

Auf vielen Pflegeetiketten sucht man das Wort „Bambus“ vergeblich, obwohl in Produktbeschreibungen häufig von Bambusstoffen die Rede ist. Stattdessen steht dort „100 % Viskose“. Das ist kein Zufall, sondern eine Vorgabe der europäischen Textilkennzeichnung. Sie schreibt vor, dass Fasern aus Bambus Zellstoff als Viskose bezeichnet werden müssen, da sie im Viskoseverfahren chemisch regeneriert werden. Für viele Kundinnen und Kunden ist daher nicht sofort erkennbar, dass sich hinter dem Begriff Viskose in manchen Fällen ein Stoff verbirgt, dessen Zellstoff ursprünglich aus Bambus stammt. Dieser Beitrag zeigt, warum das so geregelt ist und weshalb Viskose aus Bambus eine interessante Sommerfaser mit besonderem Tragekomfort ist.

Was ist Viskose aus Bambusfasern genau?

Bambus ist botanisch gesehen ein Gras, das sehr schnell wächst und viel Cellulose enthält. Diese Cellulose kann über das Viskoseverfahren zu einer sogenannten regenerierten Cellulosefaser verarbeitet werden. Vereinfacht gesagt wird aus Bambus zunächst ein Zellstoff gewonnen, dieser wird in einer chemischen Lösung aufgeschlossen und anschließend durch feine Düsen zu Filamenten versponnen. Am Ende entsteht eine Faser, die chemisch gesehen Viskose ist, also eine halbsynthetische Faser auf Basis von Cellulose.

Für das Tragegefühl spielt das eine wichtige Rolle. Viskose gehört zu den sogenannten Manmade Cellulosic Fibers. Diese Fasern sind für ihre glatte Oberfläche, ihre gute Feuchtigkeitsaufnahme und ihre Atmungsaktivität bekannt. Sie fühlen sich weich und fließend an und werden daher gerne für Sommerbekleidung verwendet.

Warum steht auf dem Etikett „Viskose“ und nicht „Bambus“?

In der Europäischen Union gilt die Verordnung (EU) Nr. 1007/2011 zur Textilkennzeichnung. Sie legt fest, welche Faserbezeichnungen verwendet werden dürfen und dass nur die Bezeichnungen aus der offiziellen Liste genutzt werden sollen. „Bambus“ ist als eigene Textilfaser in dieser Liste nicht vorgesehen, „Viskose“ beziehungsweise „regenerierte Cellulose“ dagegen schon.[1][2]

Das bedeutet in der Praxis: Auch wenn der Zellstoff aus Bambus stammt, muss auf dem Etikett „Viskose“ stehen. Ergänzende Angaben wie „Viskose (aus Bambus Zellstoff)“ sind zulässig, solange klar erkennbar bleibt, welche Faser gemäß Verordnung vorliegt. So wird vermieden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher denken, es handle sich um eine unbehandelte Naturfaser wie Baumwolle oder Leinen.

Für Marken wie HOGBERG ist Transparenz wichtig. Deshalb beschreiben wir unsere Hawaii Hemden als Viskose aus Bambus Zellstoff. In Produkten wie dem Hawaii Hemd „Power“ und dem kölschen Hawaii Hemmche kommt genau diese Faser zum Einsatz.

Zulässige und unzulässige Bezeichnungen

Zulässige Bezeichnungen:

  • Viskose (aus Bambus Zellstoff)
  • Viskose aus Bambus
  • regenerierte Cellulosefaser aus Bambus
  • Bambusviskose (beschreibend, jedoch nicht als Fasername auf dem Etikett)

Diese Formulierungen sind zulässig, weil klar erkennbar bleibt, dass es sich um Viskose handelt und nicht um eine naturbelassene Bambusfaser.

Unzulässige oder irreführende Bezeichnungen:

  • 100 % Bambus
  • Bambusfaser
  • Bambusstoff als alleinige Faserangabe
  • Bambustextil oder vergleichbare Bezeichnungen, die eine unverarbeitete Naturfaser suggerieren

Diese Bezeichnungen sind nicht zulässig, da „Bambus“ in der Europäischen Union keine anerkannte Textilfaserbezeichnung ist und Verbraucherinnen und Verbraucher dadurch irregeführt werden könnten. Die Verordnung (EU) Nr. 1007/2011 schreibt daher vor, dass Fasern aus Bambus Zellstoff als Viskose zu deklarieren sind.

Wie nachhaltig ist Bambusviskose?

Die kurze Antwort: Bambusviskose hat ein interessantes Nachhaltigkeitspotenzial, ist aber nicht automatisch perfekt. Man muss den gesamten Weg betrachten, von der Pflanze bis zur fertigen Faser.

Bambus als Rohstoff

Bambus wächst sehr schnell und gilt als gut erneuerbare Ressource. Er erreicht in geeigneten Regionen innerhalb weniger Jahre die Erntereife und kann aus dem bestehenden Wurzelstock immer wieder austreiben. Verschiedene Organisationen und Studien heben hervor, dass Bambus mit relativ wenig Wasser und meistens ohne Pestizide auskommt, wenn er verantwortungsvoll angebaut wird.[4] Das macht ihn zu einer spannenden Alternative zu langsam wachsenden Hölzern oder zu wasserintensiven Kulturpflanzen wie Baumwolle.

Viskoseverfahren und Verantwortung

Auf der anderen Seite ist das klassische Viskoseverfahren energie- und chemieintensiv. Es werden Lösungsmittel wie Natronlauge und weitere Prozesschemikalien eingesetzt. Entscheidend ist daher, wie ein Hersteller mit diesen Stoffen umgeht. Moderne Anlagen arbeiten mit geschlossenen Kreisläufen, in denen Chemikalien weitgehend zurückgewonnen und Abwässer gereinigt werden. Initiativen im Textilbereich fordern solche Standards und fördern Fasern aus zertifizierten, besser kontrollierten Lieferketten.[3]

Zusammengefasst hat Bambus als Ausgangsmaterial klare ökologische Stärken, während der Viskoseprozess hohe Anforderungen an Umwelt- und Arbeitsschutz stellt. Wer Bambusviskose verantwortungsvoll einsetzen möchte, sollte daher auf transparente Lieferketten, zertifizierte Betriebe und möglichst geschlossene Produktionskreisläufe achten.

Warum fühlt sich Bambusviskose so gut an?

Neben der Nachhaltigkeit ist das Tragegefühl der wahrscheinlich wichtigste Grund, warum viele Menschen Bambusviskose mögen. Aus Sicht der Fasertechnik gibt es dafür mehrere Gründe.

Weich, fließend und glatt

Viskosefasern haben eine glatte Oberfläche und lassen sich zu feinen Garnen verspinnen. Stoffe aus Bambusviskose fallen weich, fühlen sich auf der Haut angenehm glatt an und haben einen schönen, fließenden Fall. Viele Menschen empfinden das als ähnlich angenehm wie eine Mischung aus Baumwolle und Seide.

Gute Feuchtigkeitsaufnahme

Regenerierte Cellulosefasern wie Viskose können verhältnismäßig viel Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Das unterstützt ein ausgeglichenes Hautklima, da Schweiß nicht als Film auf der Haut steht, sondern in den Stoff übergeht und dort verdunsten kann. Gerade im Sommer kann sich Kleidung aus Bambusviskose deshalb lange frisch anfühlen.

Angenehm bei Wärme

Durch die Kombination aus glatter Faser, Feuchtigkeitsmanagement und luftigem Fall entsteht ein kühlendes Tragegefühl. In lockeren Schnitten wie einem Hawaii Hemd kommt dieser Effekt besonders gut zur Geltung. Genau deshalb setzen wir für unsere Hawaii Hemden auf Bambusviskose. Sie unterstützt das, was ein Sommerhemd leisten soll: leicht sein, atmungsaktiv und auch nach einem langen Tag noch angenehm zu tragen. Wenn du das selbst erleben möchtest, findest du unsere Modelle in der Kollektion.

Wann ist die Bezeichnung „Bambus“ sinnvoll?

Rein rechtlich reicht die Angabe „Viskose“ aus. Für eine transparente Kommunikation kann es jedoch hilfreich sein, die Herkunft des Zellstoffs zu ergänzen, zum Beispiel als „Viskose (aus Bambus Zellstoff)“. So bleibt die Kennzeichnung im Rahmen der EU Vorgaben und Kundinnen und Kunden erkennen trotzdem, dass hier Bambus als nachwachsender Rohstoff im Spiel ist.

Wichtig ist, dass solche Angaben nicht missverständlich werden. Wer nur mit Schlagworten wie „Bambusstoff“ wirbt, ohne klarzustellen, dass es sich um eine chemisch regenerierte Cellulosefaser handelt, riskiert, falsche Erwartungen zu wecken. Ein ehrlicher Umgang mit Begriffen ist daher ein Teil von verantwortungsbewusster Markenführung.


Fazit: Warum Bambusviskose eine spannende Faser ist

Bambusviskose kombiniert die Vorteile eines schnell nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffs mit den Komforteigenschaften moderner Cellulosefasern. Sie fühlt sich weich und glatt an, kann Feuchtigkeit gut managen und eignet sich deshalb sehr gut für leichte Sommeroberteile. Gleichzeitig erinnert sie daran, dass Nachhaltigkeit immer die ganze Kette umfasst. Bambus als Pflanze ist vielversprechend, der Viskoseprozess verlangt jedoch hohe Standards bei Chemikalienmanagement und Arbeitsbedingungen.

Für HOGBERG ist genau diese Kombination spannend. Unsere Hawaii Hemden aus Viskose mit Bambus Zellstoff verbinden einen angenehmen, luftigen Tragekomfort mit einer bewussten Materialwahl. Wenn du Lust hast, das selbst auszuprobieren, findest du alle Modelle in unserer Kollektion.

Aber denk dran: Don´t call it bamboo! 

Quellen

[1] Europäische Union, Informationsseite „Textile label“ zu Kennzeichnungspflichten für Textilien.

[2] Verordnung (EU) Nr. 1007/2011 über Textilfaserbezeichnungen und die Kennzeichnung der Faserzusammensetzung von Textilerzeugnissen.

[3] Textile Exchange, Informationsseite „Viscose“ zu Eigenschaften und Nachhaltigkeitsherausforderungen von Manmade Cellulosic Fibers.

[4] Europäische Kommission, „Sustainable materials: discover bamboo“ zu Wachstum, Wasserbedarf und Anbaueigenschaften von Bambus.

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar